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Parfums sind Gift für deinen Körper

März 20

3 Min. Lesezeit

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Eine unbequeme Wahrheit für Duftliebhaber. Eine eigene Duftsignatur unterstreicht das persönliche Auftreten und kann durchaus angenehm sein, man setzt sich jedoch tatsächlich einigen gesundheitlichen Risiken aus. Parfüme bestehen häufig aus hunderten von chemischen Verbindungen. Hersteller müssen und wollen ihre Rezepturen nicht offenlegen. Die meisten von mittlerweile knapp 4000 möglichen Inhaltsstoffen der Parfümindustrie dürfen laut aktueller Gesetzeslage auch ohne Angabe im Parfum stecken [1]. Eingeatmete Duftmoleküle können über Bronchien und Lungen in den Blutkreislauf gelangen und sich über den ganzen Körper verbreiten. Symptome wie Kopfschmerzen bis hin zu Hautirritationen, Asthma und Atembeschwerden können die Folge sein. [2] 



Viele Parfüme enthalten Phthalate, die als Weichmacher für den Duft dienen. Phthalate beeinträchtigen das Hormonsystem [3] und damit die Fruchtbarkeit und den Stoffwechsel. Ebenso enthält Parfum oft flüchtige organische Verbindungen (VOCs: Volatile Organic Compounds), die die Atemwege reizen können. Einige dieser Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Auch VOCs wirken als hormonelle Disruptoren. Bei einer starken Konzentration können sie Schwindel und Kopfschmerzen hervorrufen. 


Konservierungsstoffe können verantwortlich für Hautreizungen, Ekzeme oder Kontaktallergien sein. Synthetische Moschusdüfte reichern sich im Fettgewebe des Körpers an und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Stoffe wie Galaxolid und Tonalid wirken toxisch auf Hirn-, Lungen- und Leberzellen [4]. Auch sie hindern den Körper bei der Hormonsynthese. Da sich synthetische Moschusstoffe bioakkumulieren und nur teilweise biologisch abbaubar sind, verteilen sie sich in unserer Umwelt. Moschuschemikalien verunreinigen Abwasserschlamm, Trinkwasser, Boden und Raumluft. Seit 1980 sind aus diesem Grund Stoffe dieser Art in Japan verboten. 

Genau hier wurden Studien durchgeführt, die erschreckende Ergebnisse zu Tage brachten. In einer Untersuchung aus den Jahren 1980/1981 wurden die synthetischen Moschusverbindungen Musk Xylene und Musk Ketone in 74 Proben aus dem Tama-Fluss, einem Staudamm und der Tokyo-Bucht untersucht. Dabei wurden drei Arten an Süßwasserfischen, vier Arten an Schalentieren und das Flusswasser sowie Abwasser von drei Kläranlagen analysiert. Musk Xylene wurde in 100 % der Proben und Musk Ketone in 80 % der Proben nachgewiesen. [5] 

 

Meereslebewesen in Japans Küstengegend sind selbst 25 Jahre später noch in hohem Maße von der Kontaminierung synthetischer Moschusstoffe betroffen. Besonders bei Tieren am Ende der Nahrungskette war die nachgewiesene Konzentration erheblich [6]. Wenn die Wirkung auf das Biosystem bereits so gravierend ist, wie stark ist dann die Belastung beim Konsumenten selbst? Eine Studie, die die Ansammlung polysynthetischer Moschusverbindungen in Muttermilch und menschlichem Fettgewebe untersucht, zeigt: In 60 % der Muttermilchproben und 60 % der Fettgewebeproben wurde HHCB (Galaxolid) nachgewiesen. AHTN (Tonalid) wurde in 30 % der Muttermilch- und Fettgewebeproben gefunden [7]. Diese Beobachtung ist besorgniserregend, zumal beide Stoffe im europäischen Markt zwar unter Beobachtung stehen, aber weiterhin zugelassen sind. Laut EU- Kosmetikverordnung müssen sie noch nicht einmal in der Zutatenliste stehen. Parfümhersteller müssen nur bestimmte deklarationspflichtige Duftstoffe auflisten, die als potenziell allergen gelten, z. B. Limonene, Linalool, Benzylbenzoat. 


Auch das bekannte Karzinogen Formaldehyd [8] kann in einigen Parfums als Konservierungsmittel enthalten sein. Es entsteht häufig auch als Sekundärprodukt, wenn Duftstoffe in die Luft kommen und eine chemische Reaktion eingehen. Direkt auf die Haut gesprüht, werden Schadstoffe im Parfüm am stärksten aufgenommen. Der hohe Alkoholanteil reizt die Haut und über die Poren gelangen einzelne Bestandteile direkt in den Körper. Auf die Kleidung gesprüht werden weniger Chemikalien aufgenommen. Unabhängig davon atmen wir und unser Umfeld je nach Projektion des Duftes mehr oder weniger Schadstoffe ein.  


Leider enthält heute ein Großteil der Parfums neben anderen bedenklichen Inhaltsstoffen auch hochpotent allergene Duftstoffe. Eine kurze Datenbankuntersuchung von Codecheck, einer App für Verbrauchersicherheit, zeigt: in 47 % aller Damendüfte und 37 % aller Herrendüfte sind hochpotent oder potent allergene Duftstoffe wie Isoeugenol, Butylphenyl Methylpropional oder Evernia Furfuracea Extract enthalten. [9] 



Wer genau herausfinden möchte, was in seinem Lieblingsduft enthalten ist, kann sich nur an den Hersteller selbst wenden. Dieser ist allerdings nicht verpflichtet, seine Geheimrezeptur, die auf dem Flakon als Parfüm deklariert wird, preiszugeben. Wer auf keinen Fall auf Parfums verzichten will, aber seine Gesundheit nicht unnötig riskieren möchte, kann sich nach Duftstoffen mit ausschließlich natürlichen Inhaltsstoffen erkundigen. Auch Essenzen von Naturrohstoffen bergen jedoch leider Risiken wie Haut und Atemwegsirritationen. Immerhin kann man sich hier jedoch sicher sein, dass diese Chemikalien nicht noch nach 20 Jahren in unserem Ökosystem zu finden sind.   

 

[1] Breast Cancer Prevention Partners - Fragrance  

[2] Mohammad Athar. 2020: Detrimental effects of perfumes, aroma & cosmetics 

[3] Henrieta Hlisníková et al. 2020: Effects and Mechanisms of Phthalates’ Action on Reproductive Processes and Reproductive Health: A Literature Review. 

[4] Ayuk-Takem L et al. 2014: Inhibition of polyisoprenylated methylated protein methyl esterase by synthetic musks induces cell degeneration.  

[5] Tatsunori Yamagishi et al. 1983: Synthetic musk residues in biota and water from Tama River and Tokyo Bay (Japan). 

[6] Haruhiko Nakata. 2005: Occurrence of synthetic musk fragrances in marine mammals and sharks from Japanese coastal waters. 

[7] D. Ueno et al. 2009: Synthetic Musk Fragrances in Human Breast Milk and Adipose Tissue from Japan. 

[8] Tentamus. Labs for Life. Parfüm - Bedenkliche Duftstoffe 

[9] Codecheck. Sophie Franke. 2017: So bedenklich ist dein Parfum. 

Kommentare (1)

Aline
Mar 29

Das ist ja mal wirklich schockierend. Da muss ich mal nach natürlichen Düften ausschau halten. Danke für diesen höchst interessanten Artikel!!

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