Welches Wasser trinken?
Still oder Sprudel? Reich an Mineralien oder arm an Mineralien? Plastik oder Glas? Warum nicht einfach Geld sparen und Leitungswasser trinken? Viele Influencer in der Gesundheitsnische legen ihren Schwerpunkt auf Ernährung. “Full days of eating” sind eine beliebte Kategorie. Aber was genau trinkst du am Tag? Wir haben uns die Frage gestellt: Wie hydrierst du deinen Körper eigentlich optimal?
Der deutsche Durchschnittsverbrauch von Mineral- und Heilwasser lag im Jahr 2023 bei 124,3 Liter. Das sind 0,34 Liter täglich. Wasser ist allerdings keine optimale Flüssigkeit, um den Körper zu hydrieren. Der Großteil der Flüssigkeit fließt durch unseren Körper und bindet Mineralien und Nährstoffe. Ein nur sehr geringer Anteil des Wassers wird von unseren Zellen absorbiert.
Wasser in Lebensmitteln (z. B. in Milch, Fleisch oder Knochenbrühe) ist oft besser für den Körper verfügbar, da es in einer plasmaartigen Struktur vorliegt, auch bekannt als „EZ-Wasser“ oder „vierter Aggregatzustand von Wasser“. Diese Form kann effizienter in die Zellen gelangen als einfaches H₂O. Beweis hierfür ist der sogenannte Beverage Hydration Index [1].
Die pauschale Empfehlung 30-40 mg pro kg Körpergewicht zu trinken, hat daher wenig Gehalt. Es kommt darauf an, welche Lebensmittel über den Tag konsumiert werden und auch wie viel Salz wir zu uns nehmen. Viele Menschen berichten von einem reduzierten Durstgefühl, wenn sie eine Carnivore Ernährung praktizieren. Menschen, die eine Low-Carb- oder Carnivore-Diät befolgen, haben oft weniger Durst – das liegt an mehreren physiologischen Faktoren:
Weniger Kohlenhydrate = Weniger Wasserverlust
Kohlenhydrate binden Wasser im Körper. Für jedes Gramm gespeichertes Glykogen speichert der Körper etwa 3–4 Gramm Wasser. Wenn du die Kohlenhydratzufuhr reduzierst, werden Glykogenspeicher abgebaut und damit auch das gebundene Wasser ausgeschieden. Dadurch verlierst du anfangs viel Wassergewicht. Ohne die Zufuhr von Kohlenhydraten reguliert sich der Körper später auf ein niedrigeres Hydrationslevel.
Weniger Insulin = Geringerer Natrium- und Wasserverlust
Insulin fördert die Natrium- und Wasserretention in den Nieren. Bei einer kohlenhydratarmen Ernährung sinkt der Insulinspiegel, wodurch die Nieren mehr Natrium und Wasser ausscheiden. Anfangs kann das zu vermehrtem Wasserlassen führen, doch nach der Anpassungsphase stabilisiert sich der Flüssigkeitshaushalt, und das Durstgefühl nimmt ab.
Weniger Entzündungen = Weniger Wasserbedarf
Kohlenhydrate fördern Entzündungen, die oft mit Wassereinlagerungen einhergehen. Eine Low-Carb- oder Carnivore-Ernährung reduziert systemische Entzündungen, was dazu führt, dass der Körper weniger Wasser einlagert und weniger Durst verspürt.
Mehr Fettverbrennung = Mehr metabolisches Wasser
Bei einer fettreichen Ernährung produziert der Körper effektiver metabolisches Wasser als Nebenprodukt der Fettverbrennung. Das kann den Flüssigkeitsbedarf reduzieren, da der Körper einen Teil seines Wassers selbst herstellt. Die chemische Reaktion der Fettsäureoxidation zeigt, dass pro Gramm Fett etwa 1,07 Gramm metabolisches Wasser gebildet werden.
Eine Carnivore Ernährung ist reich an leicht verfügbarem Natrium, Kalium und Magnesium, insbesondere wenn Leber und andere Innereien verzehrt werden. Diese Elektrolyte helfen, den Wasserhaushalt besser zu regulieren.
Welches Wasser solltest du also trinken?
Ganz einfach: Möglichst schadstofffreies Wasser mit natürlicher Struktur. Hierfür eignet sich natürliches Quellwasser am besten. Um Mikroplastik und andere Verunreinigungen zu filtern, empfiehlt sich eine Umkehrosmoseanlage. Auch der Vorgang der Destillation entfernt Schadstoffe. Das Wasser wird allerdings auch komplett jeglicher Mineralien beraubt. Das stellt aber kein Problem dar, da diese ohnehin fast keine Zellverfügbarkeit haben. Destilliertes Wasser ist H₂O ohne Verunreinigungen, Medikamentenrückstände, Schwermetalle und Fluoride. In der Natur kommt es als Regenwasser vor. In Zisternen aufgefangen oder als geschmolzener Schnee wurde es in Zeiten mit weitaus weniger Umweltverschmutzung häufig getrunken.
Pures H₂O ist aus chemischer Sicht ein ideales Lösungsmittel. Diese Eigenschaft sehen viele als hilfreich für die Entgiftung des Körpers. Insbesondere Mineralienansammlungen in Gelenken, die zu Schmerzen führen, sollen sich durch den Konsum leichter lösen. Auch der Bildung von Ablagerungen in Arterien soll es laut Aussage Betroffener entgegenwirken. Studien, die diese Aussagen untermauern, gibt es allerdings nicht.
[1] Mindy Millard-Stafford et al. 2021: The Beverage Hydration Index: Influence of Electrolytes, Carbohydrate and Protein.
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