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Mikrogenderom

Von Chris Regen 

 

Wenn Frauen ein Steak essen, wird deren Darmflora anders beeinflusst, als wenn Männer ein Steak essen. 

Studien haben gezeigt, dass Männer und Frauen deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung ihres Mikrobioms aufweisen, die unter anderem auf die Wirkung der Geschlechtshormone zurückzuführen sind. [1]  

Nach einer Kastration oder bei niedrigen Testosteronspiegeln beispielsweise nähert sich die Zusammensetzung der Mikrobiome von Männern und Frauen einander an. Auch hormonelle Veränderungen bei Frauen, z. B. während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder der Menopause, haben Auswirkungen auf die Bakterienflora. 

 

Grundsätzlich haben die Geschlechtshormone positive Eigenschaften auf unseren Darm. Testosteron fördert die Entwicklung einiger Clostridia-Arten, die an der Produktion von Butyrat als Energiequelle der Darmschleimwandzellen beteiligt sind. Es gibt Hinweise darauf, dass Testosteron auch das Wachstum von Accermansia- und Muciniphila-Bakterien fördern kann, einer nützlichen Bakterienart, die mit einer verbesserten Darmbarrierefunktion und einem geringeren Risiko für metabolische Störungen assoziiert wird. Gleichzeitig wird mit der Präsenz von Testosteron das Wachstum entzündungsfördernder Bakterien gemindert. Hierzu gehören unter anderem Proteobacteria. Das Hormon wirkt entzündungshemmend, indem es die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen, z. B. TNF-α, IL-6, reduziert. 

Das weibliche Geschlechtshormon Progesteron wirkt bei Frauen schützend und regulierend auf das Mikrobiom. Die Effekte des Hormons sind entzündungshemmend und immunmodulierend. Besonders während der Schwangerschaft spielt es eine Schlüsselrolle für die Gesundheit von Mutter und Kind. Es hilft, das Gleichgewicht zwischen pro-inflammatorischen und anti-inflammatorischen Zytokinen aufrechtzuerhalten, was die Darmbarriere schützt. Progesteron hat entspannende Effekte auf die glatte Muskulatur, was die Darmbewegungen beeinflusst. Das wirkt Verstopfung entgegen und fördert die Ansiedlung von nützlichen Bakterien. 

Ein geschlechtsspezifisch gesunder Hormonhaushalt und eine gesunde Darmflora beeinflussen sich wechselseitig. Ohne eine gesunde Darmflora ist die Absorption wichtiger Nährstoffe für die Sexualhormone nicht möglich. Eine geschwächte Hormongesundheit wiederum führt zu einer pathogenen Darmflora.  

Alle Geschlechtshormone sind Steroidhormone, die aus Cholesterin synthetisiert werden. Eine ausreichende Zufuhr gesunder Fette ist daher die wichtigste Voraussetzung für deren Bildung. Ebenso wichtig ist Vitamin D, das einen unmittelbaren Effekt auf die Funktion der Geschlechtsdrüsen hat. Auch B6, B9 (Folsäure) und B12 spielen eine zentrale Rolle bei der Hormonsynthese und -regulation.  

Zink fördert die Hormonproduktion und ist essenziell für Testosteron und die Eierstockfunktion. Das Mineral Magnesium fördert die Aktivität von Enzymen, die an der Hormonsynthese beteiligt sind. Zu guter Letzt helfen Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken, und die Cortisolausschüttung, das antagonistische Hormon der Geschlechtshormone, mindern. 

Austern, fettiger Seefisch, rotes Fleisch, Leber und vor allem tierische Fette sind ideale Lebensmittel für ausgeprägte Sexualhormone. Diese beeinflussen nicht nur, dass wir attraktiver wirken, sondern sie sind auch Indikatoren unserer ganzheitlichen Gesundheit. 

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