Eisbaden macht dich nicht gesünder
Sich regelmäßig Kälte auszusetzen, erhöht die Produktion von weißen Blutkörperchen. Diese im Knochenmark zu produzieren ist für den Körper eine mühevolle Aufgabe. Überhaupt ist diese Form von äußerem Stress nur möglich, wenn man eine gesunde Konstitution hat.
Sportler nutzen kalte Duschen oder Eisbäder zur Linderung von Muskelkater und zur angeblich schnelleren Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten. Genaue Beweise gibt es für die Wirksamkeit dieses Prozesses nicht. Der Kältereiz zwingt den Körper, Muskelgewebe stärker zu durchbluten, was durchaus hilfreich ist. Problematisch ist nur, dass die Kälte ein Schock für das zentrale Nervensystem ist und den Cortisolspiegel steigen lässt. Dieses Hormon ist bekannt als Stresshormon und wirkt antagonistisch zu anabolen Hormonen, die Muskelaufbau und Regeneration ermöglichen. Hierzu gehören Progesteron und Testosteron.
Fakt ist: Der Stress durch kaltes Wasser aktiviert das sympathische Nervensystem und setzt Noradrenalin frei, was kurzfristig zu mehr Energie und Konzentration führt. Ein normaler Reflex des menschlichen Körpers, nachdem er aus evolutionärer Sicht eine extrem lebensbedrohliche Situation durchlebt hat. Wer sich regelmäßig und über längere Zeiträume extremer Kälte aussetzt, belastet auf hormoneller Ebene seinen Organismus und hindert, im Gegensatz zur gängigen Meinung, die Regeneration.
Der plötzliche Kontakt mit kaltem Wasser führt zu einer Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion), was den Blutdruck erhöhen kann. Besonders für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz) kann dies gefährlich sein und das Risiko für Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkte erhöhen. Der abrupte Kontakt mit kaltem Wasser kann ebenso eine unkontrollierte Schockreaktion auslösen, wie ein schneller Anstieg der Atemfrequenz (Hyperventilation) und eine komplette Verhärtung der Muskeln. Für viele Menschen ist es daher sinnvoller, sich Stück für Stück an die kalte Temperatur zu gewöhnen.
Chronischer Stress, wie durch dauerhafte Kälteexposition, führt zu einer erhöhten Produktion neutrophiler Granulozyten und Monozyten, Untergruppen von weißen Blutkörperchen. Diese stehen im Zusammenhang mit Arterienverkalkung und Herz-Kreislaufproblemen (1).
Je nach Länge des Eisbades wird eine größere Menge freier Radikale freigesetzt, die von antioxidativen Systemen abgepuffert wird. Über längere Zeiträume praktiziert, können Alterungsprozesse beschleunigt werden und das Risiko für Krebs kann steigen.
Wer Kälte gelegentlich strategisch für mentale Klarheit und zur Erfrischung nutzt, setzt sich selbstverständlich keinem Risiko aus. Wer allerdings täglich exzessive Eisbäder nimmt und Abhärtung auf hohem Niveau praktiziert, sollte sich im Klaren sein, dass es dafür einen Preis zu zahlen gibt.
Der Körper kann Kälteresistenz durch braunes Fettgewebe (BAT, braunes Fett) auch ohne direkte Kälteexposition aktivieren und möglicherweise vermehren. Dies geschieht durch bestimmte metabolische, hormonelle und ernährungsbedingte Mechanismen. Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Umwandlung von weißen Fettzellen zu beige/braunen Fettzellen. Eine niedrige Insulinausschüttung erleichtert die Verstoffwechslung von weißem und fördert die Aktivität von braunem Fett. Auch die Funktion der Schilddrüse beeinflusst die mitochondriale Aktivität in braunem Fett.
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Jörg Fuhrmann (Sonntag, 29 Dezember 2024 18:09)
Bitte die Quellenangabe überprüfen - Link defekt - und gerne weitere Belege angeben. Die Begriffe "exzessiv" und "länger" sind leider recht vage. "Dauerhaft" meint also täglich. Sind damit auch täglich kalte Duschen oder Bäder von 5-7 Min. gemeint? Danke für weitere Infos. P.s.: Es gibt ja Studien vom Wim Hof, die zeigen, dass bspw. Menschen mit Entzündungserkrankungen sehr vom Kältetraining profitieren.
Andrea Siemoneit (Sonntag, 29 Dezember 2024 18:14)
Link klappt jetzt wieder. Die Angaben aus diesem Artikel decken sich auch mit den Angaben von Marc Borchert aus der Podcastepisode 161 sowie von Dr. Elizabeth Bright, die ich in der Podcastepisode 165 erwähnt habe.
Brigitte (Sonntag, 29 Dezember 2024 20:27)
Also ich mach das jetzt seit 4 Jahren ca 2-3x die Woche für 1-2 Minuten. Ich war seither nicht mehr krank und bin unempfindlich auf Kälte (und Hitze) geworden. Während alle frieren, passt sich mein Körper an.
Und nichts macht wacher und glücklicher.
Ich lass mir das nicht ausreden von irgendwelchen Warmduschern, das Lebensgefühl ist einfach zu schön
PS, meinem Herz geht es prima und ich bin schon etwas älter...
Jens Schauberger (Montag, 30 Dezember 2024 07:10)
Hallo
Die Studie ist von 2014 und von Eisbaden ist da keine Rede. (Ablagerungen im Gefässystem begegnet man mit Kohlenhydratreduzierter Ernährung Stressreaktionen beim Eisbaden begegnet man indem man sich langsam daran gewöhnt. Und zwar über mehrere Wochen. Die Bilder junger Männer die prustend ins Eiswasser springen vermitteln leider einen völlig falschen Eindruck. Für mehr Infos könnt ihr mich gerne Kontaktieren. Ich hab vor Jahren schon mit einer Eisbadeanlage in München auf dem Flow Fest gestanden.
LG
Jens
jensschauberger@icloud.com
max (Dienstag, 31 Dezember 2024 13:45)
Studien beweisen bekanntlich gar nichts, wie man leicht herausfinden kann. Ich benutze lieber meinen gesunden Hausverstand.
Ich denke auch, dass diese Extreme in jedem Fall schädlich sind. Ob lange Saunagaenge, Eisbaden oder übermäßig Sport. Es geht immer um Leistung und Selbststrangulation. Umso mehr Stress umso kürzer das Leben. Jedes Tier weiß das, man braucht nur die Natur beobachten.
Wim Hof ist ein Adrenalinjunkie und sieht auch nicht gesund oder gut aus für sein Alter. Wer weiß was er damit kompensiert.
Danke für den Artikel!