Carnivore Ernährung und positive Auswirkungen auf die Psyche
Angststörung, Depression, Persönlichkeitsstörung, posttraumatische Belastungsstörung und Burnout – nur einige der Begriffe, die noch vor nicht allzu langer Zeit wenig bekannt waren und heute in aller Munde sind.
In rasantem Tempo scheinen immer mehr neue psychiatrische Krankheiten wie Pilze aus dem Boden zu sprießen und fast jeder von uns, der nicht selbst einmal im Laufe des Lebens betroffen war, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von mehreren Menschen in seiner nächsten Umgebung berichten, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.
Krisen, Kriege und Unsicherheiten scheinen dabei weltweit allgegenwärtig zu sein, und es ist kaum mehr möglich, sich von der dramatisch anmutenden Stimmung der Gesellschaft abzugrenzen, selbst wenn man versucht, die nicht selten reißerische öffentliche Berichterstattung zu meiden.
Gleichzeitig leben wir in einer Welt, in der ein noch nie dagewesenes Überangebot an sogenannten „Lebensmitteln“ verfügbar ist – Produkte, die aus einem Chemielabor stammen könnten, und vor unaussprechlichen Inhaltsstoffen nur so strotzen.
Das Zitat „Du bist, was du isst“ des Philosophen Ludwig Feuerbach aus dem Jahre 1850 basiert auf der asiatischen Weisheit, dass die Basis aller Gesundheit unsere Ernährung darstellt [1].
Dies bedeutet, dass nicht nur unsere körperliche Gesundheit, sondern auch unser geistiges Wohlbefinden damit zusammenhängt, was wir tagtäglich essen. Und tatsächlich gibt es auch in der wachsenden Carnivoren Gemeinschaft zahlreiche Menschen, die neben den körperlichen Vorteilen auch von positiven Veränderungen hinsichtlich ihrer Stimmung und Persönlichkeit berichten können, bis hin zum Verschwinden psychiatrischer Erkrankungen!
Doch in welchen Zusammenhang könnten diese fast wundersamen Verbesserungen mit einer fleischbasierten Ernährungsweise stehen und wie erklären sich diese?
Die Darm-Hirn-Achse wird inzwischen als sehr bedeutend angesehen. Ein gesunder Darm ist also wichtig für eine gesunde Psyche. Darauf geht insbesondere Dr. Natasha Campbell-McBride in ihrem Buch ein. [2]
Durch die Carnivore Ernährung bessern sich viele Beschwerden im Verdauungstrakt, die oft durch Entzündungen und einem Ungleichgewicht unserer lebenswichtigen Darmbakterien ausgelöst werden. Kein Wunder, denn nicht nur die zahlreichen künstlichen Zusatzstoffe in gängigen Supermarktprodukten, sondern auch die Masse an Antinährstoffen in pflanzlichen Nahrungsmitteln und deren meist hohe Belastung mit Pestiziden bewirken, dass zu wenig Neurotransmitter produziert werden und das fein abgestimmte Gleichgewicht im Gehirn aus den Fugen gerät.
Ebenso bedeutend bei der Entstehung von psychischen Problemen sind Mängel an Mikronährstoffen, da sie oft direkt an der Produktion der Neurotransmitter (sogenannte Botenstoffe im Gehirn) beteiligt sind. In pflanzlichen Lebensmitteln sind diese nicht ausreichend oder, wie am Beispiel des Vitamins B12 ersichtlich, überhaupt nicht vorhanden oder können nicht ausreichend verstoffwechselt werden. Dadurch ausgelöste emotionale Verstimmungen können sich längerfristig bis hin zu Angststörungen, Burnout, Depressionen entwickeln oder sogar schwere neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Demenz begünstigen. [3]
Hinzu kommt, dass solche emotionalen Dysbalancen meist nur symptomatisch behandelt werden und die Ursache der Nährstoffmängel dadurch ungelöst bleibt. Auch der Weg zu ungesunden Genussmitteln als Versuch, das eigene psychische Unwohlsein zu verbessern, ist nicht weit und geschieht oft unbewusst: Vor allem Zucker und hochverarbeitete Snacks scheinen hier vermeintlich Abhilfe zu schaffen. Nicht nur, weil wir buchstäblich von Geburt an mit der überlebenswichtigen Muttermilch gelernt haben, Süßes mit Positivem zu assoziieren, sondern auch durch gesellschaftliche Konditionierung: Wer kennt es nicht, die vermeintlich tröstende Tafel Schokolade bei Liebeskummer oder Süßigkeiten in der Schultüte als Belohnung?
Und tatsächlich wird dabei immer wieder auch unser Belohnungszentrum im Gehirn getriggert und Dopamin, welches maßgeblich bei der Entstehung von Süchten beteiligt ist, ausgeschüttet. Dieses wiederum kann aber unter anderem aufgrund des Mangels an Mikronährstoffen in der Ernährung nicht ausreichend produziert werden und wir greifen immer wieder zu Süßem, um kurzfristig Abhilfe zu schaffen – ein Teufelskreis beginnt...
In der Carnivoren Ernährungsweise hingegen, insbesondere wenn möglichst alles vom Tier - also auch Innereien - im Speiseplan integriert werden, sind die meisten dieser wichtigen Stoffe in Hülle und Fülle vorhanden: Besonders rotes Fleisch ist eine wichtige Quelle für viele der Nährstoffe, die wir für eine stabile Psyche und allgemeines Wohlbefinden brauchen: B-Vitamine und das auch durch Sonnenlicht aufgenommene Vitamin D schützen vor Depressionen, ebenso wie die Spurenelemente Zink und Eisen sowie wichtige Aminosäuren wie L-Arginin und Tryptophan, eine Vorstufe des „Glückshormons“ Serotonin. [4]
Neben der ausreichenden Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen ist ein weiterer wichtiger Faktor zu nennen, der bei so vielen Menschen zu Verbesserung oder gar Heilung psychischer Probleme beiträgt: Fett. Vorausgesetzt, es wird ausreichend fettes Fleisch verzehrt oder tierische Nahrungsmittel wie fettreicher Fisch, Eigelb und Butter integriert, so wird das Gehirn, welches zu 2/3 aus Fett besteht [5], nun endlich auch ausreichend mit Cholesterin versorgt. Dieser in Verruf geratene Stoff ist essentiell wichtig für unsere psychische Gesundheit und es gibt Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen niedrigen Cholesterinspiegeln und Depressionen hinweisen [6].
Selbstverständlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es psychiatrische Erkrankungen gibt, die durch schwere traumatische Erlebnisse und andere innere und äußere Faktoren verursacht werden, und die auch psychotherapeutisch begleitet werden müssen.
Doch wie oft hört man von chronischen Leidenswegen mit nur wenig Erfolgen auch nach mehrjährigen Therapien?
Was wäre, wenn das Gehirn durch die Carnivore Ernährung zum ersten Mal ausreichend versorgt wäre und dadurch körperliche und mentale Kapazitäten frei wären, die eine adäquate Psychotherapie überhaupt erst ermöglichen?
Wäre es nicht für jeden Betroffenen einen Versuch wert, seine Ernährung zumindest für eine gewisse Zeit lang umzustellen und dadurch möglicherweise ein großes Stück an Lebensqualität zurückzugewinnen?
[1] https://de.wiktionary.org/wiki/du_bist,_was_du_isst
[2] https://carnitarier.eu/collections/weitere-buchempfehlungen?page=1
[4] https://www.nutritionwithjudy.com/the-carnivore-diet-and-mental-health
Kommentar schreiben
Caroline v.Dellingshausen (Donnerstag, 19 Dezember 2024 15:25)
Ich bin seit 3 1/2 Monaten dabei. Wie lange dauert es erfahrungsgemäß, bis fast lebenslange chronische Schmerzen besser werden und auch die Depression sich lichtet? Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!
Andrea Siemoneit (Donnerstag, 19 Dezember 2024)
Liebe Caroline, wir haben Fälle, bei denen sich alles nach wenigen Tagen lichtet, aber auch, was chronische Schmerzen anbetrifft, kenne ich einen Fall aus dem Coaching, wo es nicht sofort besser wird. Auf alle Fälle würde ich die Ketose messen und sicherstellen, dass du da in einer Ketose von mindestens 2 vor der zweiten Mahlzeit bist.