Rohes Fleisch essen?
Mettbrötchen, Steak Tartar, Sashimi. Rohes Fleisch ist in vielen Kulturen normal. Woher also die Angst davor?
Hitze ab 48° C zerstört Nährstoffe. Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B5 (Pantothensäure) und Vitamin C gehören beispielsweise zu den hitzeempfindlichsten Vitaminen. Besonders ab 100° C zeigen sich bei diesen Vitaminen herbe Verluste von bis zu 50 %.
Damit nicht genug. Auch Enzyme werden denaturiert, sowie für die Verdauung nützliche Bakterien abgetötet.
Was ist aber mit den gefährlichen Bakterien, die abgetötet werden müssen? Rohes Fleisch ist schließlich sehr gefährlich!
Anhänger der Primal Diet sehen das Problem nicht bei den Bakterien selbst, sondern dem Milieu, in dem sie sich befinden.
Fleisch, das in einer Tupperdose aus Plastik länger gelagert wird, ist ungenießbar und gefährlich. Grund hierfür ist, dass die Bakterien Einzelbestandteile ihrer Plastikumgebung verdauen und somit toxische Stoffwechselprodukte entstehen. Diese sind verantwortlich für schwere Lebensmittelvergiftungen.
Dasselbe Fleisch in einem Glasbehälter fermentiert unter Zufuhr von Sauerstoff und durchläuft einen natürlichen, oxidativen Zersetzungsprozess. Ähnlich wie bei Kefir oder Sauerkraut spalten die Bakterien Proteine und Fette im Fleisch auf. Das Endprodukt, nämlich freie Aminosäuren, bleibt völlig ungefährlich und erleichtert sogar die Verdauung.
High Meat nennt man drei Monate altes fermentiertes Fleisch mit enormen probiotischen Effekten. Der Konsum ist ungefährlich, obwohl unzählige Bakterienstämme, darunter auch Salmonellen, konsumiert werden. Die Milieutheorie bestätigt sich. Zudem überleben Salmonellen eine Magensäure mit einem stärkeren pH-Wert als 4 keine 15 Minuten.
Wir (Chris Regen und Andrea Siemoneit) essen seit mehreren Jahren täglich mindestens 300 g rohes Fleisch. Bei der Menge, die wir bereits gegessen haben, müssten wir entweder schon längst durch Lebensmittelvergiftung verendet oder von Parasiten und Bandwürmern regelrecht zerfressen worden sein.
Warum ist das nicht der Fall?
Die meisten Parasiten bekommen Menschen höchstwahrscheinlich durch Obst und Gemüse. (1) Das Magensäurebad bei der Proteinverdauung können Würmer und ihre Larven nicht überleben. Ganz anders sieht es aus, wenn bei der Verstoffwechslung von Kohlenhydraten und größeren Mengen an Pflanzlichem nur eine schwache Säure gebildet wird.
Rohes Fleisch ermöglicht auch eine bessere Aufnahme der Nährstoffe. Je mehr Proteine durch den Koch- oder Bratprozess denaturiert werden, desto mehr Pepsin braucht der Körper, um sie aufzuspalten. Sind nicht genügend Ressourcen für die Eiweißverdauung vorhanden, bleiben Proteine unverdaut und richten Schaden an. Der menschliche Körper besteht aus ungefähr 10 bis 100 Billionen Zellen. In und auf uns tragen wir jedoch etwa zehnmal so viele Bakterienzellen mit uns herum. Allein in unserem Darm leben nach Schätzungen von Forschern rund 100 Billionen Bakterien aus bis zu 2.000 unterschiedlichen Arten (2). Nicht nur Nährstoffe und Enzyme tötet der Kochprozess ab, Bakterien selbstverständlich auch. Viele Bakterien, die wir über die Nahrung aufnehmen, bilden im Darm wichtige Bausteine für Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA. Diese spielen eine zentrale Rolle für unsere Stimmung und mentale Gesundheit (3).
(1) Parasitic contamination of fresh vegetables and fruits
(2) https://www.scinexx.de/dossierartikel/mehr-bakterien-als-eigene-zellen/
(3) https://www.brain-effect.com/magazin/darm-gehirn
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Lydia Dust (Samstag, 26 Oktober 2024 12:59)
Fazit, es ist besser Fleisch zu essen, das entweder roh ist oder nicht über 48° erhitzt wurde?! Es ist dann verträglicher, enthält mehr Nährstoffdichte, die unser Körper auch leichter aufnehmen kann.
In Punkto Plastik ist es also besser z. B. Hackfleisch beim Metzger nicht in Plastik einschweißen zu lassen?! Auch Hackfleisch in Plastikverpackung, so wie man es im Supermarkt bekommt ist ungünstig?! - Hackfleisch braucht also Sauerstoff, damit es fermentieren, reifen kann!
Noch eine Frage zu dem Milieu in dem sich das Fleisch befindet. Was können wir für das Milieu in unserem Verdauungstrakt tun, damit es sich so einstellt, dass Alles gut aufgespalten wird und die Aminosäuren auch gut transportiert werden?
Tony (Samstag, 26 Oktober 2024 14:09)
Wie siehts denn bei euch mit frisch aufgetautem Hack aus?
Oder besser Fleisch im Ganzen einfrieren und nach dem auftauen faschieren zum roh essen?
Ich ess ehrlich gesagt auch gelegentlich Hack das über Nacht im Kühlschrank langsam aufgetaut ist und hatte bisher nie Probleme.
Ich schweiß es nach dem faschieren ganz frisch ein und ab in die Kühltruhe damit.
Was meint ihr? Kann man das so machen oder besser immer frisches Fleisch?
Lg Tony
Manfred (Samstag, 26 Oktober 2024 21:35)
Auf rohes Fleisch verzichtete ich einst weniger aus Angst, sondern eher, weil es mir trotz Verzicht auf Getreideprodukte ekel-erregende GeschmacksErlebnisse und Brechreiz bescherte. Erst nachdem ich wegen Verzicht auch auf Wurst und hitzebehandeltes Fleisch eine längere Rohveganphase durchstand, konnte ich rohes WeideFleisch sowie Leber in bedeutenden Mengen mit erstaunlichem Hochgenuſs essen.
Futtermittel-erzeugtes schmeckt mir seitdem zwar weniger abartig als zuvor und bereitet mir weitere Nachteile, aber zunächst hatte ich kein besseres verfügbar, weswegen ich es als anfänglichen Kompromiſs dennoch verzehrte um leichter mich der denaturierten Lebensmittel enthalten zu können.
Auch mir hat sich bestätigt, daſs Fleisch und Innereien nur im richtigen Milieu gesund, salmonellen-tötend und perfekt verdaut werden. Als richtiges Milieu hat sich die Abwesenheit von Kohlehydraten erwiesen.
Allerdings auch umgekehrt: auch (zumindest urbelassen rohe) Kohlehydrate verschonen mich nur dann von Parasiten und Infektionen, wenn sie in protéïn‑ und fettfreiem Milieu verdaut werden.
Weil ↓
• einerseits dauerhaft 100% vegane Ernährung mir das Ausüben der vor 450 Tsd· Jahren üblich gewesenen RohErnährung nahezu verunmöglicht und
• andererseits dauerhaft 100% carnivore Ernährung sie mir deutlich beeinträchtigt,
↑ esse und 12…18 Stunden nach dem Verzehr von Protéïn oder Fett keine KH mehr und ½…2 Std· nach dem Verzehr von KH weder Protéïn noch Fett.
Weil ich Fleisch spätnachmittags esse und es lange sättigt sowie Energie liefert, fällt mir das Achten aufs richtige Verdauungs-Mileu hinreichend (meist sogar sehr) leicht.
Auch mein Verzehr an Fleisch beträgt, aber nur als Durchschnittswert, 300 g÷Tag. Weil ich manchmal tageweise keines (weidequalitativ) verfügbar hab und manchmal es in übergroßen Mengen, hab ich nach Ende der FleischAbstinenz einen dermaßen großen Nachholbedarf, daſs dann meine ersten Fleischmahlzeiten bis zu 2000 g groß sein können und erst nach einigen Tagen auf jeweils 300 g zurückgegangen sind.
Hack esse ich keines mehr, damit urbelassen rohes Fleisch mir weiterhin in reichlicher Verzehrmenge sehr gut schmeckt. Denn angenehmer Geschmack zufriedenstellender Verzehrmengen ist das Α und Ω zum Beibehalten ältester Ernährungsweise.
Andrea Siemoneit (Sonntag, 27 Oktober 2024 17:05)
Hallo Lydia, wenn das Fleisch zu lange in Plastik verpackt ist, fault es. Eine gewisse Zeit ist es bei Steaks kein Problem, aber, wenn diese Zeit überschritten ist, wird es eher ungenießbar.
Zur besseren Verdauung: Möglichst nichts dazu essen, keine zu großen Mengen und ausreichend salzen, um eine gute Magensäure herzustellen.
Andrea Siemoneit (Sonntag, 27 Oktober 2024 17:06)
Hallo Tony,
Hackfleisch aufzutauen und wieder einzufrieren, stellt meiner Ansicht nach ein geringeres Problem dar, als es sehr lange im Kühlschrank zu lagern, da die Durchschnittstemperatur dann immer noch niedriger ist. Im offenen Zustand ist aber die Reifung meist kein Problem, aber nicht jedermanns Geschmack.