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Wasserverbrauch

Angeblich soll der Fleischkonsum so unökologisch sein, weil für die Herstellung von 1 kg Fleisch sagenhafte 15 000 l (1) Wasser verbraucht würden. Wasser kann eigentlich gar nicht verbraucht werden, weil es auf unserer Erde in einem geschlossenen Kreislauf steckt… Aber gut, sehen wir uns diese Zahl mal etwas genauer an.

 

Man unterscheidet nämlich unter Umweltexperten zwischen drei verschiedenen Arten von Wasser. Grünes Wasser ist atmosphärisches Wasser, sprich Regen, der einfach auf die Erde fällt. Und wenn man bedenkt, dass 2/3 aller landwirtschaftlichen Flächen Grasland sind, dann kommt da schon mehr zusammen als durch alle Ackerflächen zusammengenommen. Dieser Regen würde aber so oder so auch ohne die Tiere auf die Erde fallen. Und dieses grüne Wasser macht zum Beispiel bei der Rindfleischbetrachtung zwischen 94 und 97 % (2)  aus, je nach Haltungsform. Das sind also schon mindestens 14 100 l!

 

Eigentlich müsste man an dieser Stelle gar nicht mehr weiterdiskutieren, wenn man jetzt mit einem Verfechter der „Fleisch ist klimaschädlich“-Theorie spricht. Was hat es aber mit den restlichen 3 bis 6 % des Wassers in dieser Kalkulation auf sich? Es handelt sich dabei entweder um blaues Wasser oder graues Wasser. Blaues Wasser stammt aus Flüssen, Brunnen oder Trinkwasserleitungen. Natürlich benötigen Rinder auch Trinkwasser. Somit ist man hier tatsächlich auf eine Wasserversorgung angewiesen, egal ob im Stall oder auf der Weide, was 2 bis 3 % ausmacht.

 

Graues Wasser bezeichnet Wasser, das geklärt werden muss, also Schmutzwasser. Meiner Logik nach wird dieses Wasser hier doppelt berechnet, denn was das Tier säuft, das uriniert es auch wieder aus und dann haben wir Schmutzwasser im Stall und auf der Weide einen guten Dünger. Deshalb ist dieser Prozentsatz bei der konventionellen Haltung genauso groß wie die Trinkwassermenge mit 3 % und bei der Weidehaltung beläuft sich das Schmutzwasser nur auf 1 %, vermutlich wird hier die Menge berechnet, die beim Schlachten anfällt.

 

Ich möchte jetzt aber vor allem das blaue Wasser näher betrachten, denn das ist ja das Trinkwasser, das je nach Region knapp ist. Weltweit werden 80 % des Trinkwassers für die Landwirtschaft und deren Bewässerung benötigt. Das ist eine große Menge! Und sind auch hier die Tiere die größten Übeltäter mit der Fleischproduktion? Pro Kilogramm Fleisch werden 300 bis 550 l blaues Wasser benötigt. Ist das viel? Wie sieht es denn mit anderen Lebensmitteln wie Gemüse, Nüssen, Hülsenfrüchten oder Obst und Getreide aus? Malte Rubach (3) hat diese Zahlen zum blauen Wasser für Deutschland und die Welt zusammengetragen.  Unter den Gemüsesorten ist Spargel an der Spitze mit 119 l pro kg, unter den Hülsenfrüchten sind es die Linsen mit 489 l pro kg, unter den Früchten die Kirschen mit 531 l pro kg und unter den Getreidesorten ist es Reis mit 492 l, gefolgt von Weizen mit 342 l pro kg. An absoluter Spitze stehen aber die Nüsse, und unter diesen die Pistazien mit 7600 l pro kg. Gerade weil Nussplantagen meist in trockenen Regionen wie Kalifornien oder der Türkei liegen, sind diese Mengen eigentlich nicht mit einem guten Gewissen vertretbar.

 

Der wahre Ökologe wird jetzt sagen: Prima! Essen wir Gemüse! Damit schonen wir die Umwelt! Aber werden wir von einem Kilogramm Spargel wirklich satt und liefert es uns überhaupt die Nährstoffe, die wir benötigen? Natürlich nicht. Das ist jedem klar.

 

Eine Kalkulation auf der Grundlage von Nährstoffen ist etwas kompliziert. Deshalb wähle ich den einfacheren Weg der Kalorienbetrachtung. Ein Kilogramm Tomaten zum Beispiel benötigt in der Herstellung 63 l blaues Wasser, Schweinefleisch dagegen 460 l. Jetzt haben Tomaten aber pro Kilogramm nur 200 kcal, Schweinefleisch dagegen 3000 kcal. Wir müssen den Spieß also umdrehen. Wie viele Liter Trinkwasser werden bei Tomaten für 1000 kcal vergeudet, verglichen mit derselben Energiemenge an Schweinefleisch? Die Wassermenge für Tomaten müssen wir dann verfünffachen, also 315 l, und für Schweinefleisch durch 3 teilen. Somit bleiben 153 l für 1000 Kalorien aus Schweinefleisch.

 

Die Kalkulation für Nährstoffe wie Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe sowie auch deren Bioverfügbarkeit würde diese Bilanz für alle pflanzlichen Produkte wesentlich schlechter aussehen lassen.

 

Also, liebe Fleischliebhaber, lasst euch nichts einreden! Im Gegenteil! Zeigen wir mal mit dem Finger auf die Pflanzenfresser!

 

(1) Wasserverbrauch bei der Rindfleischproduktion - Fokus Fleisch (fokus-fleisch.de)

 

(2) Rodgers, Diana. Wolf, Robert. 2020: Sacred Cow, S.172

(3) Rubach, Malte. 2020: Ökobilanz auf dem Teller. S. 64 ff

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Joachim G. (Mittwoch, 11 September 2024 07:16)

    Danke für den Artikel aufgrund des neuen Blickwinkels zum Thema Wasserverbrauch.
    Bei Mandeln wird der blaue Wasserverbrauch auf 8.000 bis 12.000 Liter geschätzt, besonders in Regionen wie Kalifornien. Ein besonderes Highlight.