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Old School Bodybuilding

Natürliches Carnivore Bodybuilding der 50iger Jahre

 

In einer Ära, in der ein gesunder Lebensstil zunehmend an Bedeutung gewinnt, erfreuen sich Bodybuilding und Fitness einer ungebrochenen Popularität. Die Beliebtheit des Kraftsports in der heutigen Zeit lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Zum einen ist es das Streben nach körperlicher Perfektion und Selbstverbesserung, das viele Menschen antreibt. Zum anderen besteht durch den Vergleich über Social-Media eine weitaus stärkere Wettkampfkultur als vor 20 Jahren. Die Außenwirkung und Präsentation der eigenen Person wird gesellschaftlich immer relevanter. Der Wunsch, einen starken und ästhetischen Körper zu formen, der sowohl kraftvoll als auch attraktiv ist, motiviert immer mehr dazu, sich dem Muskelaufbau zu widmen.

 

Um Muskeln aufzubauen, braucht man Beständigkeit und Disziplin. Eigenschaften, die für den Erfolg in vielen anderen Lebensbereichen wichtige Hilfsmittel sind. Strikte Ernährungs- und Trainingspläne, gute Organisation und die Überwindung von einem Trainingsplateau fördern mentale Resilienz

 

Die Schattenseiten des Bodybuildings sind den meisten bekannt. Verletzungen der Muskeln und Gelenke durch die dauerhafte Belastung des Körpers sind gerade bei erfahrenen Sportlern keine Seltenheit. Ronny Coleman, mehrfacher Mr. Olympia und einer der erfolgreichsten Bodybuilder aller Zeiten musste sich nach seinem Karriereende zahlreicher Operationen an der Wirbelsäule und Hüfte unterziehen lassen und verlor phasenweise die Fähigkeit, zu laufen.

 

Ein weiteres Risiko des Bodybuildings liegt in der Tendenz zur Körperbildstörung. Bekannt unter der psychiatrischen Diagnose Body-Dysmorphia. Der Druck, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, kann zu einer obsessiven Fixierung auf das Aussehen und zu verschobenen Wahrnehmungen des eigenen Körpers führen. Chronische Unsicherheit und Unzufriedenheit sind die Folge.

 

Darüber hinaus können synthetische Nahrungsergänzungsmittel und Anabolika, die oft mit, ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Von Leberschäden bis hin zu Herzproblemen können lebenslange körperliche Beeinträchtigungen resultieren. Zahlreiche Fälle beweisen das leider.

 

Die übermäßige Ernährung bei Athleten im Masseaufbau ist für viele eher Qual als Genuss. Um den kalorischen Überschuss mit “cleanen” Lebensmitteln zu gewährleisten, nehmen die Sportler eine enorme Belastung ihres Verdauungstraktes in Kauf. Unmengen arsenhaltiger Reis, Phytinsäure in Haferflocken, die die Eisenaufnahme hemmt und Molkeprotein, das schnell unverträglich wird, sind nicht für jeden tolerierbar.

 

Um Trainer und ehemaligen Profiathleten Heiko Kallbach zu zitieren: “Bodybuilding ist kein Gesundheitssport.” Um heutzutage Bodybuilder zu werden, benötigt man enorme Disziplin, Leidensfähigkeit und eine überaus robuste Konstitution.

 

Fakt ist: Fitness Athleten und Bodybuilder, die in einem untypisch jungen Alter sterben, machen nicht selten Schlagzeilen.

 

Vince Gironda gilt als einer, wenn nicht sogar als “der Urvater des Bodybuildings”. Die schon für die damalige Zeit unorthodoxen Methoden von Gironda, brachten zahlreiche Wettkampfsieger hervor. Auch Arnold Schwarzenegger profitierte von seinem Wissen. Als Ernährungsexperte war Gironda seiner Zeit weit voraus. Er war sich bewusst über die Wichtigkeit tierischer Proteine und ihres vollkommenen Aminosäure- und Nährstoffspektrums. Der Erfolg gab ihm recht.

 

Nach wie vor gibt es keinen Spitzenwettkämpfer im Bodybuilding, der sich vegetarisch oder vegan ernährt. Nicht nur seine bekannte Steak and Eggs Diet, bei der lediglich Wasser und selten Kaffee als Getränke und tierische Fette wie Butter zum Braten erlaubt waren, basierte auf Fleisch. Auch seine Bulking-Diät priorisierte entgegen jeglicher Fitness-Normen tierische Fette und Protein. Erlaubt waren Fleisch, Butter, Fisch und Innereien. Als Zwischenmahlzeiten empfahl Vince Half&Half eine Mischung aus unpasteurisierter Sahne und Rohmilch. Gironda befürwortete den Konsum von befruchteten Eiern, um den Testosteronspiegel seiner Atheleten zu heben.

 

Eine Krankenschwester sprach Gironda nach einer Routineuntersuchung auf seine auffällig guten Blutwerte und der enormen Sättigung von B-Vitaminen, Eisen und Vitamin A an. Vince führte diese auf seinen regelmäßigen Leberkonsum zurück. Eines der frühesten Nahrungsergänzungsmittel der Fitness-Szene waren die gepressten Lebertabletten von Gironda.

 

In einer Zeit, in der die heute mehrfach widerlegte Diet-Heart-Hypothese von 1952 cholesterinhaltige Lebensmittel als Ursache der schlimmsten Krankheiten verantwortlich machte und tierisches Fett mehr und mehr verteufelt wurde, blieb Gironda seinen Prinzipien treu. Dass die extremen Low-Fat, High Carb Diäten aufgrund des Cholesterinmangels zu hormonellem Ungleichgewicht wie Müdigkeit und dem Verlust des Sexualtriebs führten, erkannte der Fitness-Mainstream erst Jahre später.

 

Gironda hat sich stets gegen den Konsum großer Mengen von Kohlenhydraten ausgesprochen. Für den Muskelaufbau sind sie nicht essenziell. Lediglich Fett und Protein. Auch in dieser Hinsicht ist seine Aussage aus ernährungswissenschaftlicher Sicht korrekt. Kleine Mengen Obst und Zucker in Milchprodukten waren die einzig empfohlenen Quellen. Bei rein ketogenen Diäten für Bodybuilding empfahl er zum Teil einmal wöchentlich eine größere Kohlenhydratmahlzeit, um Glykogenspeicher aufzufüllen. Als Energieträger für den Körper präferierte Gironda stets Fett gegenüber lang- oder kurzkettigen Kohlenhydraten.

 

Auf diese Weise ist es leichter, den Aufbau unnötiger Mengen Körperfett zu verhindern und auch Müdigkeit nach dem Essen vorzubeugen. Laut VInce werden Kohlenhydrate in Kombination mit essenziellen Proteinen nicht optimal verdaut. Auch hier behielt er recht. Da die großen Mengen an Pepsin und Eiweißspaltenden Enzymen für Protein dafür sorgen, dass Kohlenhydrate im Verdauungstrakt fermentieren und nicht optimal aufgespalten werden.

 

Einfach- und Mehrfachzucker werden primär mit Hilfe basischer Enzyme verdaut. Der Körper ist nicht in der Lage, beide in ausreichenden Mengen gleichzeitig freizusetzen.

 

Immer mehr Athleten bemerken, dass sie durch Carnivore-Diäten, dazu zählen Animal-based, Lion-Diet und Raw-Primal, ihre Leistung steigern. Muskelaufbau und gleichzeitiger Verlust von Körperfett sind die Folge. Verminderte Müdigkeit und gesteigerte Ausdauer, erhöhte Potenz, verbesserter Schlaf und schnellere Regeneration. Egal ob im Ausdauer-, Kampf- oder Kraftsport. Die Liste von Vorteilen ist lang. Viele Sportler nutzen bewusst oder unbewusst Prinzipien des Iron-Gurus Vince Gironda.

 

Wettkampfbodybuilding auf heutigem Niveau ist ohne Doping selbstverständlich nicht umsetzbar. Carnivore bietet jedoch für Athleten eine nährstoffreiche und verdauungsschonende Variante für den Muskelaufbau. Sportler sind in der Lage, Erkrankungen und Verletzungen besser auszukurieren und gleichzeitig ihre Leistung enorm zu verbessern. Grund hierfür ist unter anderem die Elimination entzündungsfördernder Kohlenhydrate aber auch jeglicher Antinährstoffe in pflanzlichen Lebensmitteln. Lektine in Bohnen, die die Darmschleimwand beschädigen, Oxalate in Spinat und Süßkartoffeln die Gelenkbeschwerden hervorrufen können und die Niere schädigen und Goitrogene im Brokkoli, die in großen Mengen die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, sind schlichtweg nicht vorhanden.

 

Laut Gironda liegt der Erfolg beim Bodybuilding zu 85 % in der Ernährung. Er selbst ist das beste Beispiel für den Effekt von Carnivore. In einer Zeit, in der sich Leistungsfördernde Substanzen auf Testosteron und Dianabol beschränkten, lehnte er den Konsum jeglicher Anabolika strikt ab. Vince Gironda´s Aussage "Steroids are for stupid and lazy people", sorgte schon in den 60er Jahren für Empörung.

 

In Bodybuildingforen wird heute noch über seinen Status als “Naturalathlet“ diskutiert. Der Konsens scheint zu sein, dass die Muskulatur an der Grenze des natürlich Erreichbaren liegt. Enttäuscht von der Entwicklung der Fitness- Szene und den neuen Ernährungstrends zog sich der Iron-Guru mehr und mehr zurück. Da in den 1990er Jahren das Interesse an modernen Fitnessstudios stieg und die meisten Stars eigene Personal Trainer hatten, wurde es für einfache Studios mit klassischen Trainingsgeräten schwierig zu überleben. Aus diesem Grund musste Vince Gironda im November 1995 sein Studio schließen. Er verstarb 1997 kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag. Vorerkrankungen waren nicht bekannt.

 

Eine in den Augen der Mehrheit extrem restriktive Diät wie Carnivore wird vielleicht nie eine allzu große Popularität erlangen. Einige, die die Disziplin haben, sie strikt umzusetzen, werden belohnt mit Vorteilen jenseits ihrer Vorstellungskraft. Natürliches Bodybuilding zeigt einmal mehr, wozu der menschliche Körper mit einer idealen Ernährung fähig ist.

 

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