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Neanderthaler und Kohlenhydrate

Ist diese Studie valide?

 

Hardy et al. 2022: Reconstructing Neanderthal diet: The case for carbohydrates[1]

 

Hardy et al. stellen die Hypothese auf, dass die die Nahrung der Neandertaler einen kalorischen Anteil von 50 bis 60 % an pflanzlichen Kohlenhydraten aufwies.

 

Ihre Argumente:

 

1. Aktuelle Ernährungsrichtlinien empfehlen einen kalorischen Anteil von 50 % an Kohlenhydraten.

 

2. Neandertaler ähneln Fußballspielern heute, die große Mengen an Kohlenhydraten benötigen, um eine hohe Leistungsfähigkeit im Sport zu besitzen.

 

3. Das Gehirn benötigt größtenteils Glucose als Energiequelle, was wiederum einen hohen Kohlenhydratanteil in der Nahrung nötig macht.

 

4. Eine gute Gebärfähigkeit und das Wachstum von Kindern benötigt ebenfalls viele Kohlenhydrate.

 

 

Gegenstudie:

Rainer J. Klement 2022: Was there a need for high carbohydrate content in Neanderthal diets?[2]

 

· Die Verfasser dieser Studie ignorieren, dass man mit einer kohlenhydratarmen oder ketogenen Ernährung sehr wohl Leistungssport betreiben kann.

 

· Eine Fallstudie an einem Fußballer, die Rainer J. Klement an seiner Klinik durchgeführt hat, zeigte, dass der Fußballer mit einer reinen Carnivoren Ernährung ohne Supplementation seine Leistungsfähigkeit beibehalten konnte. Sein BMI sank ein wenig, bei gleichbleibender Muskelmasse, seine Schilddrüsen-T3-Werte sowie seine Testosteronwerte stiegen in dieser 4-monatigen Beobachtungsstudie.

 

· Unser Gehirn kommt mit einer kohlenhydratarmen oder ketogenen Ernährung sehr gut zurecht.

 

· Es gibt auch Studien an Schwangeren, die mit einer paleolithischen Ernährung bessere Blutzuckersensitivität, bessere Eisenwerte und weniger Krankheitstage aufwiesen.

 

· Zusätzlich gibt es Studien an Schwangeren in Dauerketose, die vollkommen normale Babies zur Welt brachten.

 

· Die Muttermilch stillender Frauen unter einer ketogenen Ernährung weist auch eine höhere Kaloriendichte auf.

 

In dieser Gegenstudie sind auch alle Hypothesen mit Quellen hinterlegt.

 

 

[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34923240/

 

[2] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ajpa.24643

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Nomen (Montag, 22 Juli 2024 12:45)

    Prof. Tim Noakes war einst der Carb-Loading-Papst und wurde angesichts von Fakten aus der Forschung zum Ant-Carb-Papst. Es gibt da eine ganze Reihe aktueller Studien in der Sportwissenschaft von ihm, die untersuchen, wie low- und no-carb-Athleten (LCHF), die fat adapted sind, performen: Mindestens genau so gut wie die Athleten auf HCLF-diet, die zudem oft noch einen prädiabetischen Blutzuckerspiegel haben. Wer fat adapted ist, braucht auch keine KH-Zufuhr. Fett wird dem zufolge bis in hohe Intensitäten von ca. 85% VO2max als Haupt-Energieträger genutzt. Der Rest Glucose kommt dann aus den Depots, die der Körper selbst generiert.

    Hier eine der neueren Studien:
    https://www.frontiersin.org/journals/physiology/articles/10.3389/fphys.2023.1150265/full

    Statement aus dem Paper:
    "First, we show that adaptation to the LCHF diet shifts the crossover point to a higher %VO 2 max (>80%VO 2 max) than previously reported. Second, substantially higher FATMAX values (>1.5 g/min) can be measured in athletes adapted to the LCHF diet. Third, endurance athletes exercising at >85%VO 2 max, whilst performing 6 × 800 m running intervals, measured the highest rates of fat oxidation yet reported in humans. Peak fat oxidation rates measured at 86.4 ± 6.2%VO 2 max were 1.58 ± 0.33 g/min with 30% of subjects achieving >1.85 g/min. These studies challenge the prevailing doctrine that carbohydrates are the predominant oxidized fuel during high-intensity exercise."

    Noakes ist an einem großen Ding dran, das wohl kurz vor der Veröffentlichung steht und den Kohlenhydrate-Mythos wahrscheinlich endgültig für obsolet erklärt. Er hat schon angedeutet, dass er als Ergebnis seines riesigen Reviews belegt haben wird, dass der Organismus als Gift betrachtet und stets schnellstmöglich aus der Blutbahn befördert, weil es seine Homöostase stört. Von wegen "Kohlenhydrate sind das bevorzugte Makro und Haupt-Energierträger" ....

  • #2

    Nomen (Montag, 22 Juli 2024 12:50)

    Nachtrag: Hier weiterführende Links zu Prof. Noakes:
    https://scholar.google.com/citations?hl=de&user=sZnJQoQAAAAJ&view_op=list_works&sortby=pubdate

    Auch wissenswert:
    https://ketomarathons.com/

    5 Marathons in 5 aufeinanderfolgenden Tagen ohne Zufuhr von Nahrung. Keine exogenen Kohlenhydrate, nur auf Fettstoffwechsel.

  • #3

    Andrea Siemoneit (Dienstag, 23 Juli 2024 14:31)

    Hallo Nomen, vielen Dank für deine zusätzlichen Tipps! Auf die neuen Studien von Prof. Noakes bin ich auch gespannt!