· 

Alkaloide

Die beliebteste Knolle der Deutschen ist giftig?

Pflanzen wollen nicht gegessen werden. Um ihr Überleben zu sichern, enthalten sie von Natur aus Stoffe, die ihren sogenannten Fressfeinden schaden. Resultat ist, dass genau diese hungrigen Lebewesen das nächste Mal lieber auf die Mahlzeit verzichten. Der Fortbestand der Gattung wird so gesichert. Es handelt sich also um natürliche Pestizide.

Ein Beispiel dieser Stoffe sind Alkaloide. Sie sind häufig in der Pflanzenwelt vertreten. Im Allgemeinen kann man sagen, dass der Wirkmechanismus der Substanzen dazu führt, dass die Verdauung von Fressfeinden gehemmt wird, indem Enzyme blockiert werden. Alkaloide sind zum Teil zelltoxisch und vergiften das Nervensystem. Effekte auf Tiere und Menschen reichen von Verdauungsproblemen, Sedierung, Halluzinationen, Krampfanfällen, Kreislauf- und Atmungsproblemen bis hin zu stimulierenden Effekten wie beim Nikotin. [1]

Lebensmittel im Supermarkt, in denen Alkaloide zu finden sind, sind Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Tomaten, Paprika und Auberginen. Die bekanntesten Vertreter der Alkaloide in unserer Nahrung sind Solanin und Tomatin, die besonders in hohen Konzentrationen giftig sind.

Kartoffeln enthalten vor allem Solanin, das sich insbesondere in den grünen Teilen, Keimen und der Schale anreichert. Es ist daher ein äußerst unkluger Ratschlag die Schale der Knolle mitzuessen. Insbesondere bei Kindern, so rät auch das Bundeszentrum für Ernährung, sollen Kartoffeln geschält werden. [2]

Um die natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen gegenüber Schädlingen zu erhöhen, hat man die gemeine Speisekartoffel mit ihren wilden Verwandten gekreuzt. Zum Nachteil der Konsumenten. Im biologischen Anbau, wo nur geringere Mengen Pestizide gesprüht werden dürfen, muss eben etwas mehr Gift in der Pflanze selbst sein, um Monokulturen ausreichend zu schützen. [3]

In kleinen Dosen führt Solanin “nur” zu Verdauungsstörungen und einer unausgewogenen Darmflora, ebenso wie Muskelkrämpfen. In höherer Menge, gerade bei Kindern, kann es durchaus zu schwerer Übelkeit bis hin zur Atemlähmung und dem Tod führen. Ein klassisches Anzeichen für eine Unverträglichkeit ist ein Kratzen im Hals [2]. Damit nicht genug: Das Alkaloid wirkt sich auch auf Ungeborene im Mutterleib aus. Man nimmt eine Solaninvergiftung als Ursache für Gaumenspalten oder Spina Bifida an [4]. Dr. Georgia Ede ergänzt dazu, dass man bei Kindern mentale Störungen wie Apathie, Halluzinationen und Kopfschmerzen diagnostiziert hat. [5]

Übrigens, wenn Kartoffeln falschen Lagerbedingungen ausgesetzt sind, im Licht, oder bei über 10 °C, steigt der Gehalt des Alkaloids an. Die immer beliebtere Frühkartoffel enthält von allen die höchsten Solaninanteile im Knolleninneren, da die Schale noch sehr dünn ist.

Tomaten enthalten das Alkaloid Tomatin, vor allem in unreifen grünen Früchten und den Blättern. Auch bei reifen Früchten können allerdings Übelkeit und Erbrechen auftreten [6]. Auberginen enthalten geringe Mengen Solanin, vor allem in der Schale und den Samen. Paprika enthalten Capsaicin, ein Alkaloid, das vor allem in scharfen Sorten wie Chili vorkommt. Capsaicin reizt die Schleimhäute im Verdauungstrakt und begünstigt entzündliche Prozesse im Darm. In konzentrierter Form wie in Gewürzpulvern kann es intensive Schmerzen bei der Verdauung verursachen.

Wir raten, beim Konsum dieser Pflanzen dringend auf mögliche Negativsymptome zu achten. Die Effekte von Alkaloiden sind in jedem Fall nicht gesund, zumal nicht nur die Nährstoffaufnahme gehemmt, sondern auch das Körpergewebe geschädigt wird. Eine gesunde Ernährung ist auch ohne den Konsum genannter Lebensmittel möglich. Tausende Menschen revolutionieren ihre Gesundheit mit einem tierisch basierten Lebensstil und befreien sich von schwersten Erkrankungen.

[1] Pflanzenforschung.de: Lexikon A-Z: Alkaloide

[2] Bundeszentrum für Ernährung: Solanin in Kartoffeln, Auberginen und Tomaten.

[3] Pollmer et al. 2012, Rowohlt Verlag: Wer hat das Rind Zur Sau gemacht, S. 20ff

[4] J H Renwick. 1972: Hypothesis: anencephaly and spina bifida are usually preventable by avoidance of a specific but unidentified substance present in certain potato tubers.

[5] Ede, Dr. Georgia: How deadly are nightshades.

 

[6] Korean Broadcasting Service. 2023: Regierung: Tomatin in Tomaten könnte Erbrechen verursachen

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Kleinegartenhexe (Freitag, 07 Januar 2022 20:25)

    Ich wollte mal versuchen Kartoffel zu fermentieren. Habe darüber im Buch von Katz , die Kunst des Fermentierens , gelesen. Das reduziert Pflanzentoxine. Auch eine vielfältige Darmflora ist in der Lage Pflanzentoxine u auch Phytinsäure zum Teil abzubauen.

  • #2

    Andrea Sabine Siemoneit (Samstag, 08 Januar 2022 16:40)

    Fermentieren ist eine gute Idee!
    Ob die Darmflora so sehr beim Abbau der Toxine hilft, weiß ich nicht. Denn die Darmflora ist ja im Dickdarm und bevor der Nahrungsbrei den Dickdarm erreicht werden die Nährstoffe im Dünndarm aufgenommen. Dabei ist Phytinsäure immer ein Hindernis.

  • #3

    Andreas Kesler (Samstag, 16 Dezember 2023 19:07)

    Dr. Ede: "The vast majority of glycoalkaloid is in the potato skin, so peeling will remove virtually all of it." Bestens ... Fall geschlossen, Kartoffel gegessen.

  • #4

    Kirstin (Samstag, 01 Februar 2025 16:54)

    Wir haben einen Winter viele Kartoffeln gelagert und somit gegessen. Es hat geschmeckt. NUR, ich bekam im Frühjahr Entzündungen im Bereich über den Fußknöcheln. Es waren rote Flecken, teilweise juckend und leichet schmerzen. Ich konnte tun und machen was ich wollte, es ging nicht weg. Da ich tatsächlich die Kartoffeln in Verdacht hatte, ließ ich sie weg. Ich esse jetzt keine Kartoffen und meine Haut sieht an den Beinen wieder gut aus.