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Aasfresser

Der Mensch hat natürlicherweise vor dem Essen eine Magensäure mit einem pH-Wert von 1,1-1,6 (1). Das ist sogar stärker als bei einem Hund oder einer Katze (2). Wir haben die Magensäure eines Aasfressers. Und warum ist eine starke Magensäure für einen Aasfresser so wichtig? 

Natürlich, um Keime abzutöten und vor Parasiten zu schützen. 

 

Wie läuft der Prozess der Verdauung aber genau ab? Sobald der Nahrungsbrei im Magen ankommt, erhöht sich dort der pH-Wert zunächst. Anschließend findet wieder ein sukzessiver Abfall statt, da die Magenschleimhaut weiter Säure produziert. Nach ca. 1 Stunde liegt der Wert wieder bei einem pH-Wert von 2,5 bei einer Mahlzeit von 400 ml (3). 

 

Unsere Magensäure ist also ein Desinfektionsbad. Acidophile Bakterien überleben pH-Werte bis zu 3, aber nicht mehr darunter (4). Wenn wir aber große Volumina an Gemüse und Obst essen, dann fällt es dem Magen schwerer, diese Menge in ein saures Milieu zu bringen. Erreger schaffen es dann, über die Verdauungsorgane in den Körper einzudringen. 

 

Interessant ist, dass das Enzym Lipase bei uns Menschen in wesentlich größeren Konzentrationen als bei anderen Tieren vorkommt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass wir Menschen Fettesser sind und gut an die ketogene Ernährung angepasst.  

 

Die zweite wichtige Aufgabe unserer Magensäure ist es, Eiweiß, so gut es geht, aufzuspalten. Verdauungsenzyme speziell für Proteine können nur mit dieser starken Konzentration an Säureionen ihre Wirkmechanismen entfalten. Bei schwacher Säure werden Proteine nicht gut genug aufgebrochen und Mineralien werden nicht ausgelöst. Wenn der Speisebrei dann zur weiteren Verdauung im Dünndarm liegt, kann er Nährstoffe nicht aufnehmen. Das Enzym Pepsin erreicht die höchste Aktivität bei einem pH-Wert von 2.5 

 

Wer Protonenpumpenhemmer, sprich Säureblocker als „Magenschutz“ einnimmt, begibt sich ebenfalls in die Gefahr, dass er Nährstoffe nicht gut genug absorbieren kann. Diese Medikamente galten lange Zeit als sicher. Mittlerweile weist eine Bandbreite von Studien auf eine Assoziation zwischen der Einnahme und einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen (u. A. Herzprobleme, Nierenerkrankungen, osteoporotische Frakturen und Magenkrebs) hin6. Unter der Einnahme von Protonenpumpenhemmern ist das Mortalitätsrisiko insgesamt um 23 % erhöht, wie eine Studie zeigt (7). Eine weitere amerikanische Untersuchung stellte fest, dass Senioren, die über einen längeren Zeitraum Säureblocker einnahmen, ein um 44 % höheres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken, verglichen mit Patienten anderer Kontrollgruppen (8). Fast 40 % aller amerikanischen Erwachsenen leiden unter Sodbrennen (9). Dabei gehört das Problem Sodbrennen mit einer kohlenhydratarmen Ernährung meist nach wenigen Tagen der Vergangenheit an (10),(11). Da verwundert es nicht, wenn man erfährt, dass das metabolische Syndrom ein Risikofaktor für Ösophagitis ist, und viszerales Fett sogar ein noch stärkerer Risikofaktor, (12) denn eine Reduktion der Kohlenhydrate verbesserte immer das Metabolische Syndrom. Die Korrelation zwischen der Einnahme von Säureblockern und Demenz ist auch nicht ungewöhnlich, da Demenz als Typ 3 Diabetes auch als Folge einer Insulinresistenz auftritt. 

 

Wer auf Gesundheitsprobleme dieser Art verzichten und Sodbrennen auf natürliche Art bekämpfen möchte, sollte also weniger Volumen bei einer Mahlzeit konsumieren, keine Flüssigkeiten zu den Mahlzeiten trinken und generell Kohlenhydrate reduzieren. 

 

1 Tanya L. Russell, Rosemary R. Berardi et al. 1993: Upper Gastrointestinal pH in Seventy-Nine Healthy, Elderly, North American Men and Women.

2 DeAnna E. Beasley, Amanda M. Koltz, Joanna E. Lambert, Noah Fierer, Rob R. Dunn. 2015: The Evolution of Stomach Acidity and Its Relevance to the Human Microbiome.

Juan-R. Malagelada et al. 1976: Measurement of gastric functions during digestion of ordinary solid meals in man.

Paul D. Cotter, Colin Hill. 2003: Surviving the Acid Test: Responses of Gram-Positive Bacteria to Low pH.

D W Piper, B H Fenton. 1965: pH stability and activity curves of pepsin with special reference to their clinical importance.

https://www.doccheck.com/de/detail/articles/24279-die-toedliche-seite-der-ppis

Yan Xie, Benjamin Bowe et al. 2022: Risk of death among users of Proton Pump Inhibitors: a longitudinal observational cohort study of United States veterans

Willy Gomm, Klaus von Holt et al. 2016: Association of Proton Pump Inhibitors With Risk of Dementia: A Pharmacoepidemiological Claims Data Analysis

GR Locke, NJ Talley, SL Fett, AR Zinsmeister, LJ Melton. 1997: Prevalence and clinical spectrum of gastroesophageal reflux: A population-based study in Olmsted County, Minnesota.

10 Gregory L. Austin, Michelle T. Thiny et al. 2006: A Very Low-Carbohydrate Diet Improves Gastroesophageal Reflux and Its Symptoms.

11 Yancy, William S; Provenzale, Dawn; Westman, Eric C. 2001: Improvements of gastroesophageal reflux disease after initiation of a low-carbohydrate diet: Five brief case reports.

12 S J Chung, D Kim et al. 2008: Metabolic syndrome and visceral obesity as risk factors for reflux oesophagitis: a cross-sectional case–control study of 7078 Koreans undergoing health check-ups.

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Kommentare: 12
  • #1

    Nicole Effendy (Montag, 31 Januar 2022 11:18)

    Hallo, leider haben die Menschen heutzutage aufgrund der jahrzehntelangen Fehlernährung kaum noch Magensäure. Was kann man tun, damit das wieder besser wird, um tierische Proteine richtig zu verdauen? Ich bekomme jedenfalls, sobald ich wieder mehr Fleisch esse, Blähungen. Echt unangenehm. Und dann höre ich wieder auf tierische Proteine zu essen :-(

  • #2

    Barbara Kurz (Montag, 07 März 2022 15:05)

    Hallo, die Magensäureproduktion lässt mit dem Alter nach. Mir helfen da Bitterstoffe vor dem Essen. Am Besten ohne Alkohol!

  • #3

    Andrea Siemoneit (Dienstag, 08 März 2022 06:37)

    Man muss mit Bitterstoffen sehr vorsichtig sein, da sie viele teilweise leberschädigende Giftstoffe enthalten. Dazu empfehle ich, mal bei Udo Pollmer nachzuforschen.

  • #4

    Gundula (Dienstag, 08 März 2022 13:44)

    1) Die Firma LL in Salzburg (googeln) hat ein gutes, wenn auch teures Präparat auf ihrer Website.
    2) Dr. Spona in Wien (googeln) stellt ein gutes Aminosäuren-Pulver (+Vitamine/Mineralstoffe) her, welches auf den persönlichen Bedarf ausgerichtet ist. Dazu muss ich lediglich 3 Blutstropfen auf einem Teststreifen einsenden. Aber auch hier ist die ganze Angelegenheit nicht sehr preiswert.

  • #5

    Rita (Sonntag, 09 Oktober 2022 16:25)

    Wie soll die Einführung zum Raw Primal funktionieren? irgendwie muss der pH-Wert erhöht werden. Nicht, dass man irgendwelche Beschwerden durch das rohe Fleisch bekommt

  • #6

    Andrea Sabine Siemoneit (Dienstag, 11 Oktober 2022 06:32)

    Hallo Rita, danke für deinen wertvollen Beitrag zum Broccoli.
    Was den Übergang zu Raw Primal anbetrifft: die Verdauung von rohem Fleisch läuft grundsätzlich einfacher als von gekochtem Fleisch. Man kann ja sicherheitshalber zunächst frisches Fleisch konsumieren, statt dry-aged roh oder abgehangen roh. Somit ist die Bakterienzahl noch sehr gering im Fleisch.

  • #7

    Tina (Sonntag, 23 Juni 2024 13:48)

    Hallo zusammen,
    wie sieht es mit Menschen aus denen die Gallenblase fehlt ? Muss hier etwas besonders beachtet werden bei Carnivorer Ernährung ? Vielen Dank im Voraus !

  • #8

    Andrea Siemoneit (Sonntag, 23 Juni 2024 19:44)

    Hallo Tina, die meisten Leute entwickeln sehr bald dieselbe Funktionsfähigkeit der Fettverdauung, weil die Gallengänge, die noch da sind, die Aufgabe der Gallenblase vollends ersetzen. Es kann aber eine Zeit der Umstellung bedeuten.

  • #9

    Sebastian (m, 42, sepp1982(a)live.de - Kritik etc von Veggies/Veganern willkommen XD) (Donnerstag, 26 September 2024 09:18)

    Ich bin seit Anfang 2024 zu den Karnivoren gewechselt, weil ich immer mehr darüber gelesen habe. U.a. der PH-Wert des Magens hat mich überrascht und auch die Tatsache, dass Gemüse quasi im Körper verrottet, Fleisch aber vollständig verdaut wird - gekocht oder roh. Es ist so, als wären wir dafür gebaut worden, Tiere zu essen, damit wir - evolutionär gesehen - gedeihen können ;) Fleisch ist nun mal das nährstoffreichste Essen, das man zu sich nehmen kann. Die tierischen Proteine werden viel besser aufgenommen als pflanzliche und die Antinährstoffe in Pflanzen erschweren sogar die Aufnahme von Nährstoffen, Spurenelementen etc. Ich verstehe durchaus, dass Tierschützer anderer Meinung sind, aber Tiere stehen unter dem Menschen und damit basta. Zudem ging es mir nie besser: keine Schlafprobleme bzw. Probleme mit dem Einschlafen, innere Ruhe statt dieses aufgewühlte Gefühl, klarer Kopf - der Brain Fog ging mir gewaltig auf den Zeiger, während so viele um mich krank werden - lässt mich das kalt, reinere Haut und auch meine Partnerin fühlt sich besser, seit sie quasi auf Kohlenhydrate/Zucker (das Endprodukt ist immer Glukose -.-). Leute, glaubt nichts, was der Mainstream euch zu erzählen versucht. Die Lebensmittelpyramide ist eine große Lüge und gehört auf den Kopf gestellt, damit deutliche mehr Fleisch verzehrt wird. Auch chronische Krankheiten würden müssen zurückgehen. Du bist, was du isst. Durch etliche eigene Erfahrungen bestätigt. Ketose/Ketolyse ist der Schlüssel zu einem besseren und gesünderen Leben - viel Fett, keine Kohlenhydrate und rotes Fleisch (bevorzugt von Wiederkäuern) und man verliert sogar Gewicht (glaubt mir, ich hab es selbst erlebt), weil der Körper plötzlich das bekommt, was er benötigt, der Stoffwechsel funktioniert viel besser und das allgemein bessere Grundgefühl über den ganzen Tag.
    In Verbindung mit Intervallfasten macht man alles richtig. Ich esse nur ein mal am Abend meine zwei Steaks und fühle mich super, habe trotzdem genug Energie über den Tag und nicht ständig dieses lästige Hungergefühl.
    Zu Intervallfasten kann ich nur sagen, der Körper wird es euch danken, wobei etwas Willenskraft ist notwendig, aber somit wird der ganze Müll in eurem System verwertet.

    Es gibt viel zu lesen und wenn man bei klarem Verstand ist und auf sein Gefühl bzw. diese anfangs leise Stimme vertraut, dann erkennt man irgendwann, dass es der richtige Weg ist. Wie sonst könnt ihr euch erklären, dass wenn wir vor 3 Türen stehen und hinter 2 von denen gefährliche Tiere lauern, wir instinktiv sagen können, durch welche Türen man nicht gehen sollte oder wir spüren können, wenn wir beobachtet werden.
    Es gibt spirituell gesehen so viel zu lernen, aber wir Menschen werden vom System eingelullt und blind gehalten. Fixieren unser Leben rund um materielle Dinge vor allem Geld sehe ich als Plage der Menschheit. Der Mensch selbst und höhere Ziele sind vom ersten Platz längst verdrängt worden. Immer mehr seelenlose & gottlose Zombies sehe ich überall rumlaufen, die verlorener nicht sein können.

  • #10

    Doris (Mittwoch, 09 Oktober 2024 17:05)

    Hallo allerseits,
    ich frage mich, wie es mit Parasiten aussieht, wenn man rohes Fleisch verzehren sollte. Davor wird immer gewarnt und man findet hierzu unzählige Beiträge. Um der Argumentation mit der Magensäure zuvor zu kommen, gibt es natürlich auch die Begründung, dass einige Parasiten gegen die Magensäure resisitent sind.
    Eine fachkundige, erfahrene Antwort würde mich freuen.

    Danke!

  • #11

    Andrea Siemoneit (Mittwoch, 09 Oktober 2024 17:55)

    Ich kenne eigentlich keine Berichte von Roh-Carnivoren, die Parasiten bekommen hätten. Was Würmer in Innereien anbetrifft: Jede Leber muss vom Tierarzt beschaut werden, bevor sie zum Verzehr freigegeben wird.

  • #12

    Petr Tomasek (Donnerstag, 30 Januar 2025 10:31)

    Protonenpumpenhemmer (PPIs) haben noch viel schlimmere Nebenwirkungen. Denn jede Zelle im menschlichen Körper hat einen "Magen" - das Zytosol. Das ist notwendig, so dass die Autophagie korrekt funktionert, weil im Zytosol all die Proteine und andere Bestandandteile der Zelle durch eine "Magensäure" aufgelöst werden. Das ist ganz wichtig, um die Alterung der Zellen (und vor allem der Mitochonrien) auszubremsen.
    Wenn die Produktion der "Magensäure" gehemmt wird, funktioniert die Autophagie auch deutlich schlechter, die Zellen altern schnell, falschgefaltete Proteine werden nicht recyclet, sondern sammeln sich in der Zelle an, Mitochondrien funktionieren schlechter und das kann schwerwiegende Folgen haben.
    Wenn man dazu mitbedenkt, dass eine chronische Hyperinsulinämie sowohl die Autophagie blockiert, bekommt eine metabolische Katastrophe...