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Heuschnupfen

Heuschnupfen und Ketose

 

Millionen von Menschen weltweit sind von saisonalen Allergien mit einer Vielzahl an Symptomen betroffen, die sich äußerst unangenehm äußern und nicht selten den Alltag der Betroffenen stark einschränken. Auslöser dieser wiederkehrenden allergischen Reaktionen sind die Pollen von bestimmten Bäumen und Gräsern, durch welche Pflanzen mithilfe des Windes ihr männliches Erbgut verteilen.

 

Jede Pflanzenart hat ihre eigene Blütezeit im Jahreszyklus, sehr früh blühende Pflanzen können für Allergiker bereits im Januar zur Qual werden, wobei der Höhepunkt des Pollenfluges im Frühjahr von April bis in die Sommermonate Juli und August stattfindet. Die kritischen Zeiträume für Allergiker scheinen sich zudem durch die wachsende Globalisierung immer mehr auszudehnen, denn immer mehr Pflanzenarten, sogenannte Neophyten, sind heutzutage auch in Mitteleuropa zu finden, obwohl sie ursprünglich aus den unterschiedlichsten Klimazonen weltweit stammen. [1]

 

Die typischen Symptome ähneln stark denen einer Erkältung: gerötete und geschwollene Augen mit erhöhter Sekretion der Schleimhäute, begleitet von Juckreiz und Brennen. Im Unterschied zu einer Erkältung treten diese in der Regel aber abrupt und intensiver auf und dauern länger an. [2]

 

Bei einer Allergie handelt es sich um eine Autoimmunreaktion des Immunsystems, welches nach Kontakt mit dem Allergen - im Falle vom Heuschnupfen den Pollen - „fehlerhaft“ reagiert: der eigentlich harmlose Fremdstoff wird vom Körper wie ein Krankheitserreger bekämpft. Durch verschiedene Reaktionsketten werden schlussendlich Antikörper gebildet, die den „Eindringling“, ähnlich wie bei einer Erkältung, angreifen. Diese messbaren speziellen, für allergische Reaktionen verantwortlichen, IgE – Globuline produzieren in weiterer Folge das Histamin, einen Entzündungsbotenstoff, der schlussendlich für besagte Symptomatik verantwortlich ist.

 

Es wird vermutet, dass einerseits die rasant wachsende Anzahl an neuartigen Kunststoffen und Chemikalien und andererseits eine übertrieben sterile Umwelt für die Entstehung von Allergien zumindest mitverantwortlich sein könnten, da der Organismus von Geburt an mit weniger Erregern in Kontakt kommt und das Immunsystem nicht ausreichend geschult wird. Zudem sind oft familiäre Häufungen zu beobachten.

 

Einige Menschen, welche die Ernährungsform „Ketogen“ praktizieren, berichten nach einer Umstellung ihrer Ernährung von einer Besserung ihrer Allergiebelastung im Jahresverlauf. Bei manchen verschwindet im ketogenen Stoffwechsel die belastende Immunreaktion sogar komplett.

 

Auch im Rahmen der Carnivoren Ernährung tritt der Wechsel in den Ketosestoffwechsel zum Teil automatisch auf, sofern genügend Fette mit gleichzeitig moderater Proteinaufnahme konsumiert werden und auf kohlenhydrathaltige tierische Lebensmittel wie Milchprodukte verzichtet wird.

 

Selten jedoch scheinen sich die Symptome auch zu verstärken. Hier stellt sich die Frage, ob diese durch eine generelle Unverträglichkeit gegenüber dem Histamin hervorgerufen werden: Einige fettreiche Lebensmittel, die oft im Rahmen der ketogenen Ernährung verspeist werden, enthalten hohe Mengen davon. Meist handelt es sich um verarbeitete Produkte wie gereifte Käsesorten, Fermentiertes sowie geräucherte und gepökelte Fleisch- und Wurstwaren. Diese können bei manchen Menschen durch eine Unverträglichkeit zu den unerwünschten Reaktionen führen. [3] 

 

Doch warum scheint es dann manchen von uns durch die Umstellung auf die ketogene Ernährung so viel besser zu gehen? 

 

Einerseits wirken die freigesetzten Ketonkörper dieser Ernährungsform antientzündlich – fast wie ein Gegenspieler des entzündungsfördernden Histamins. Julia Tulipan hat das in der Fleischzeitpodcastepisode sehr detailliert ausgeführt [4].

 

Eine Studie zeigt, dass der Ketonkörper Betahydroxybutyrat die Mastzellfunktion reguliert. Die allergischen Symptome sind deshalb wohl vermindert [5]. Unter Kindern mit Epilepsie, die die ketogene Ernährung aus therapeutischen Gründen durchführen, wurde ebenfalls beobachtet, dass allergische Reaktionen vermindert sind [6]. Es wurde auch gezeigt, dass Überempfindlichkeiten beim Fasten durch die vom Körper produzierten Ketone abnehmen [7].

 

Weiters scheinen alle Autoimmunerkrankungen von einem durchlässigen Darm, bekannt als „Leaky Gut“, auszugehen [8]. Ungespaltene pflanzliche Lektine durchdringen dabei die Darmwand und schwirren als Fremdeiweiße im Körper umher. Das Immunsystem reagiert auf diese autoimmun und attackiert sich dabei praktisch selbst.

 

Außerdem hilft die Carnivore Ernährung bekanntermaßen bei der Heilung dieses „Leaky Gut“-Syndroms, indem durch das Weglassen von Getreide und Pflanzen, und somit auch ihrer schädigenden Lektine, keine neuen Fremdeiweiße mehr zugeführt werden und die Darmwand heilen kann. 

  

[1] Allergie Informationsdienst. Helmholtz Munich: Heuschnupfen - Was ist das?

[2] Heumann Pharma: Erkältung oder Allergie? Wenn die Unterscheidung schwerfällt.

[3] Keto Clarity Hub: Keto Diet’s Influence on Seasonal Allergy Symptoms.

[4] Folge 53: Biologin Mag. Julia Tulipan - im Gespräch über den Ketostoffwechsel.

[5] Christina Li-Ping Thio et al. 2022: The ketone body β-hydroxybutyrate mitigates ILC2-driven airway inflammation by regulating mast cell function

[6] Traci D. Swink M.D. et al. 1997: CHAPTER 9 - The Ketogenic Diet: 1997.

[7] Shigeru Nakamura et al. 2014: Fasting mitigates immediate hypersensitivity: a pivotal role of endogenous D-beta-hydroxybutyrate.

[8] Alessio Fasano. 2011: Leaky Gut and Autoimmune Diseases.

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Kommentare: 3
  • #1

    Chris (Freitag, 19 Juni 2020 19:24)

    Super Beitrag!

  • #2

    Marie (Freitag, 12 Mai 2023 23:20)

    Leider kann ich das nicht bestätigen. Bin seit 3,5 Jahren Ketarier und hatte in diesem Jahr starken und langwierigen Heuschnupfen, obwohl ich normalerweise gar nicht betroffen bin. Das haben mir genau so mehrere Menschen in meiner Umgebung berichtet. Ich denke schon, dass ich in der Ketose war und bin (auch ohne Teststreifen), weil ich sofort friere, wenn ich da rausfalle.

  • #3

    Esther (Mittwoch, 22 Mai 2024 13:53)

    Ich hatte noch nie eine Pollenallergie. Ich bin seit 10 Monaten in Ketose und habe jetzt eine Pollenallergie.